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Senftenberger Anzeiger (August 1906)
Am 18. August 1906 stieg Wilhelm Hintersatz in den Rang eines Leutnants auf.
Dies war dem Senftenberger Anzeiger eine Notiz wert. Wahrscheinlich hatten alle darin erwähnten Beförderten ihre Wurzeln in Senftenberg und Umgebung.
Wilhelm an seinem 22. Geburtstag
26. Mai 1908
Zwei Jahre später, am 5. August des Jahres 1908, begeht Oberpfarrer Hintersatz in Senftenberg sein 25-jähriges Amtsjubiläum.

- Senftenberg, 5. August. Der hiesigen Oberpfarre und ihren Bewohnern ist heute eine große Freude widerfahren - konnten doch in derselben das 25jährige Amtsjubiläum des Herrn Oberpfarrer Hintersatz ohne jeden störenden Zwischenfall festlich begangen werden. Haus und Pforte zeigten am Morgen prächtigen Tannen- und Girlandenschmuck und gar bald ertönten auch die feierlichen Weisen eines Ständchens der Stadtkapelle, welche den seltenen Festtag einleiteten. Von 10 Uhr ab begann die lange Reihe der Gratulanten vorzusprechen, welche durch überaus zahlreiche Aufmerksamkeiten den Jubilar zu erfreuen suchten und welche erkennen ließen, wie großer Hochachtung und Verehrung sich derselbe erfreut. Nachmittags wird noch ein Festmahl im Gutmann'schen Restaurant folgen und wird sich erst später eingehend über den Festtag berichten lassen.
Senftenberger Anzeiger (Juli 1908)
Zu den Gratulanten, die sich am 5. August die Klinke der Oberpfarre in die Hand gaben, gehörten ...

Vertreter des Magistrats und der Stadtverordneten, des Gemeindekirchenrates und der Gemeindevertretung, des Schulvorstandes, der Pastoren des Sprengels, der Lehrer der Orts- und Kreisschulinspektion, auch für die Konfirmanden waren Deputationen erschienen. Grube Ilse sandte als ihren Vertreter Herrn Generaldirektor Schumann. Außerdem kamen noch Gratulanten und Glückwünsche von nah und fern. Auch wertvolle Geschenke wurden dem Jubilar zu teil, unter anderem eine goldenen Taschenuhr, eine Standuhr, eine Bronzegruppe, Silbergeräte usw.
Nachmittags fand in den unteren Räumen von Gutmanns Restaurant ein Festessen statt, an dem mehr als 100 Personen teilnahmen. Die Reihe der offiziellen Toaste eröffnete Pastor Dähne für den Gemeindekirchenrat. Es sprachen dann weiter Herr Superintendent Dr. Eisenbeck - Spremberg, Herr Generaldirektor Schumann - Grube Ilse, Herr Privatier Jurisch als Patronatsvertreter, Herr Rektor Bornkamm als Vertreter der Lehrerschaft des Kreisschulinspektionsbezirkes, Herr Rektor Ziemer und Herr Kantor Brähmig - Groß Räschen. Herr Major Höfer und Herr Beigeordneter Jurisch gedachten des Unglücks, von dem Graf Zeppelin betroffen ward. Es wurde sofort von der Versammlung beschlossen, ein Trosttelegramm abzusenden. Da Worte allein aber nichts nützen, sondern Taten, so wurde eine Sammlung veranstaltet, die durch die hochherzige Zusicherung eines Herrn, welcher nicht genannt sein wollte, die stattliche Summe von 5000 Mk. ergab. Diese Summe wurde sofort dem Grafen Zeppelin als Beihilfe zum Neubau eines Luftschiffes zur Verfügung gestellt. Mit diesem schönen Schlußakte schloß die Feier, die sowohl den Jubilar als auch die Gemeinde ehrt.
Möge es dem Herrn Jubilar noch recht lange vergönnt sein, am hiesigen Orte und im hiesigen Bezirk seine segensreiche Wirksamkeit auszuüben.

Senftenberger Anzeiger (8. August 1908)
Am 19. Mai 1909 Liste erhält Leutnant Hintersatz die Rettungsmedaille am Bande, eine von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen gestiftete Auszeichnung, die an Personen verliehen wurde, die unter eigener Lebensgefahr einen anderen Menschen gerettet hatten. Welche Tat konkret zur Verleihung an Wilhelm Hintersatz führte ist derzeit nicht bekannt.

Deutscher Reichsanzeiger
und
Königlich Preußischer Staatsanzeiger
(11. Juni 1909)
Das Ereignis ist auch dem "Senftenberger Anzeiger" eine Nachricht wert...

Senftenberger Anzeiger (Mai 1909)
Wenn auch Hintergrundinformationen fehlen (und auch nicht nachgeliefert werden), kann man der Meldung entnehmen, daß Leutnant Hintersatz zu diesem Zeitpunkt zur Artillerie in Thorn abkommandiert war.
Thorn heißt heute Torun und gehört seit 1920 zu Polen. Die Festungs-Stadt an der Weichsel befand sich damals im Regierungsbezirk Marienwerder, Westpreussen.
Die Abkommandierung zum 2. Westpreussischen Fußartillerie-Regiment Nr. 15, so kann man es der folgenden Notiz entnehmen, erfolgte bereits zum 1. November 1908...

Militär-Wochenblatt (1908)
... dauerte dann aber auch kein volles Jahr, denn laut Miltär-Wochenblatt wurde mit Wirkung vom 3. Juli 1909 Hintersatz, Lt. im Inf. Regt. von Stülpnagel (5. Brandenburg) Nr. 48, von dem Kommando zur Dienstleistung beim 2. Westpreuß. Fußart. Regt. Nr. 15 enthoben.

Zwischenzeitlich in Senftenberg:

Am 4. Januar 1910 wird Oberpfarrer Wilhelm Hintersatz in Senftenberg der Rote Adlerorden IV. Klasse verliehen.
Übrigens: Um den Orden nach dem Tod des Oberpfarrers in der Familie zu belassen, verlangte man von der Witwe 1938 fünf Reichsmark!

Senftenberger Anzeiger (Januar 1910)
Anfang Mai desselben Jahres begehen Louise und Wilhelm Hintersatz das Fest der Silbernen Hochzeit. Senftenberg nimmt Anteil an dem Jubiläum...

Oberpfarrer Hintersatz und Gattin am Fenster,
nebst Dienstpersonal
Senftenberg, Oberpfarre, Kirchplatz 14
(1910)
Senftenberger Anzeiger (Mai 1910)
Daß wir auf obigem Foto keine Spur von Johanna Hintersatz (ich halte das abgebildete Mädchen, obschon in passendem Alter, nicht für Johanna) erkennen können, dafür mag es mannigfaltige Gründe geben.
Möglicherweise war sie zu dem Zeitpunkt als der Fotograf auftauchte in der Schule.
Hanni wurde 1905 in die Städtische Höhere Mädchenschule an der Senftenberger Ostpromenade, keine Gehminute von der Oberpfarre entfernt, eingeschult. Wie lange sie diese besuchte ist derzeit nicht bekannt. Genauso wenig, ob sie danach in auswärtigen Internaten untergebracht war.
Mutter und Tochter
Dievenow (Dziwnów)
(1907)
Deutscher Reichsanzeiger (1. April 1912)
Zentral-Handelsregister für das Deutsche Reich
Gebrauchsmuster
Zwischenzeitlich in Küstrin, dem Standort des Bruders: Unter den Nummern 502 752 und 502 753 lässt Wilhelm zwei Gebrauchsmuster registrieren...

Der Leutnant macht nebenberuflich in Schmuck, bleibt dabei aber wenigstens teilweise dem Militär treu. Über die Gestaltung der beiden Stücke ist näheres nicht bekannt.

Am 2. Mai 1912 läuteten die Hochzeitsglocken der Deutschen Kirche zu Senftenberg...
Die Protagonisten? Wilhelm Hintersatz jun. und Fräulein Hildegard Cäcilie Schmidt. Die Braut, ihres Zeichens Tochter des Bergwerksdirektors (vermutlich des Senftenberger Ablegers der Halleschen Pfännerschaft) - Paul Schmidt, gerade einmal 19 Jahre alt (geboren am 10. Februar 1893 in Sandersdorf bei Bitterfeld) und der 6 Jahre ältere Wilhelm wurden von keinem geringeren als dem Vater des Bräutigams in den heiligen Stand der Ehe geleitet.

Auszug aus dem Kirchenbuch der Deutschen Kirche zu Senftenberg (Trauungen 1897-1923)
Senftenberger Anzeiger (10. Mai 1912)
Wo, wie und wann sich die beiden initial kennenlernten und wie lange die Liaison bereits andauerte bevor man zur Tat schritt ist aktuell nicht bekannt.
Da die zukünftige Frau Hintersatz vermutlich schon einige Zeit in Senftenberg wohnte, liegt die Vermutung nahe, daß dies hier vor Ort passierte.

Ebenso wenig ist bekannt, wie es nach der Hochzeit weiterging. Immerhin sollte Wilhelms militärische Laufbahn in den folgenden Jahren sehr unstetige Verhältnisse mit sich bringen. Versetzungen, Manöver und letztlich seine Verwendung während des 1. Weltkriegs führten sicherlich dazu, daß Hildegard im wesentlichen zuhause saß und auf die Heimkehr ihres Gatten wartete.
Ein "normales" Familienleben wird unter diesen Umständen schwer möglich gewesen sein.

Hildegard Hintersatz
Februar 1915
Im Oktober 1913 erfolgte die Kommandierung Wilhelm Hintersatz' zur Militärtechnischen Akademie.
Ein "Qualifikationsbericht", der anläßlich dieses Schrittes vom damals zuständigen Regiments-Kommandeur Oberst Kaupert verfasst wurde, lautet folgendermaßen:
Qualifikationsbericht zum 1. Dezember 1913.

Ist mir noch nicht genügend bekannt geworden. Mein Vorgänger, Oberst Nordbeck, urteilt über ihn wie folgt:

"Mittelgross, schlank, guter Reiter mit viel persönlichem Schneid. Befindet sich in günstiger pekuniärer Lage, lebt gesellschaftlich. Bestimmter energischer Charakter. Sehr fleissig und pflichttreu, arbeitet selbstständig und zielbewusst.
Besitzt sehr scharfen Verstand, ist militärisch vorzüglich veranlagt und leistet im Dienst sehr Gutes. Sehr findig und gewandt im Gelände, handelt ruhig und umsichtig.
Ist zum 1.Oktober 13 zur Militchn.AKADEMIE einberufen. Füllt seine Stelle aus.

Zur Beförderung geeignet."


Diesem Urteil habe ich nichts hinzuzufügen.

Militär-Wochenblatt (1913)

An der Militärtechnischen Akademie belegte Wilhelm unter anderem Kurse in Waffenwesen, Ballistik, Nachrichtentechnik, Flug- und Motorenwesen sowie Vermessung im Felde (Kartografie, Topografie und Fotogrammetrie).

Seine Beförderung zum Oberleutnant erfolgte am 17. Februar 1914.

Am 10. Juli 1914 Liste wurde Oberleutnant Hintersatz mit dem kaiserlich-russischen Sankt-Stanislaus-Orden ausgezeichnet. Für welche Verdienste er diese Ehrung erhielt ist derzeit unbekannt.

Am 1. August 1914 erklärte Deutschland Russland den Krieg. Im Laufe des Tages wurde die Generalmobilmachung im Deutschen Kaiserreich ausgerufen. Der 2. August galt als erster Mobilmachungstag. Deutschland rief den Kriegszustand aus und trat damit aktiv in einen Krieg ein, der als 1. Weltkrieg oder wie die Angelsachsen sagen - "the great war" - in die Geschichtsbücher Eingang fand.

Die Mobilmachung rief Oberleutnant Hintersatz in die Stellung des etatsmäßigen Ordonnanz-Offiziers und zugleich Dolmetscher-Offiziers für Französisch beim Stab der 9. Infanterie-Brigade.

In der Stellenbesetzung des Regimentes fanden einzelne Veränderungen statt. Oblt. Hintersatz trat zum Brigadestab, Lt. Golde wurde zum Regimentsstab versetzt.
In dieser Eigenschaft kämpfte ich von Anfang an in der Armee von Kluck bis vor Paris und wieder zurück bis zur Aisne.

Im ersten Kriegsjahr 1914 nahm Hintersatz an folgenden Kampfhandlungen auf dem westlichen Kriegsschauplatz teil:

  • Gefecht bei Budingen [18.-19. August]
  • Schlacht an der Gette
  • Schlacht bei Mons (Tertre, Vasmuel, Hornu) [23.-24. August]
  • Schlacht bei Solesnes [25.-27. August]
  • Kämpfe an der Somme [28.-30. August]
  • Gefecht bei Avillers
  • Gefecht bei Villers-Cotterets [1. September]
  • Gefecht bei Monceaux-Esternay [6.-7. September]
  • Schlacht am Ourcq [8.-9. September]
  • Schlacht bei Meaux [10. September]
  • Nachhutgefechte bei Neuilly [11.September]
  • Stellungskämpfe an der Aisne [ab 12. September]
  • Für Tapferkeit vor dem Feind wurde ich seit August 1914 für das Eiserne Kreuz 2. Klasse vorgeschlagen, welches ich im September [14. September 1914 Liste] erhielt, nachdem ich bei einer für den Generalstab wichtigen Mission zu Pferde, durch einen Schuß in die rechte Seite schwer verletzt worden war. Verwundung am 12. September 1914.

    Senftenberger Anzeiger (4. Oktober 1914)
    In den amtlichen Verlustlisten wird die Verletzung weit weniger dramatisch eingestuft...

    Deutsche Verlustlisten. (7. Oktober 1914)
    Ende 1914 - nach Wiederherstellung von erster schwerer Verwundung - wurde ich der Inspektion der Fliegertruppen überwiesen, und habe ich in dieser die neu aufzubauende Abteilung Waffenwesen übernommen, sehr bald aber selbst Flugzeugführer geschult und nach fertiger Ausbildung im Osten einen Spezialapparat geführt.
    Den letzten Teil der Passage muß man wahrscheinlich dahingehend interpretieren, daß Hintersatz weniger andere als Flugzeugführer schulte sondern vielmehr selbst als Flugzeugführer ausgebildet wurde.

    Laut rückseitigen Gravierungen auf seinem Flugzeugführer-Abzeichen (6. Februar 1916 Liste) können folgende fliegerische Abschlüsse festgehalten werden:

  • Pilot : 12. Mai 1915
  • Feldpilot : 16. Juni 1915
  • Flugmeister : 12. August 1915
  • Dazwischen erklomm er am 18. Juni 1915 noch schnell eine weitere Stufe auf der militärischen Karriereleiter: Hauptmann Hintersatz.
    Senftenberger Anzeiger (23. Juni 1915)
    Und der frischgebackene Hauptmann sorgte kurze Zeit später für Schlagzeilen in der Lokalpresse seiner Geburtsstadt Senftenberg...

    Senftenberger Anzeiger (3. August 1915)
    Die Verleihung des Eisernen Kreuzes 1. Klasse folgte am 12. Dezember 1915 Liste.
    Die Auszeichnung geschah aufgrund einer schweren Angriffs- und Kampfhandlung ... als Kommandant eines Doppelrumpf-Kampfflugzeugs.

    Senftenberger Anzeiger (18. Dezember 1915)
    Beide getätigten Aussagen, "Spezialapparat" und "Doppelrumpf-Kampfflugzeug", lassen sich anhand der rechten Abbildung bestätigen.
    Man erkennt hierauf nämlich eine Otto C.I, ein nur in sehr begrenzter Stückzahl (lt. Wikipedia: 25) produziertes Modell der Münchner "Otto Flugmaschinenfabrik".

    Auf dem folgenden Alternativfoto kann man weitere Details ausmachen.
    Die Maschine war ein Doppelrumpf-Doppeldecker mit Druckpropellerantrieb und wurde als Aufklärungs- und Bomberflugzeug im 1. Weltkrieg eingesetzt.

    "Start zum Feindflug 11.12.15" (coloriert 2020)

    Pilot Wilhelm Hintersatz (hinten) mit seinem MG-Schützen



    Ist es die Körperhaltung? Die Körpergröße des "deutschen Fliegeroffiziers" (Wilhelm war nur 1,70m groß)? Der Schal des "Beobachters"? Oder ist es die Summe aus allem?

    In dem Moment, in dem ich die rechts abgebildete Titelseite der Berliner Illustrirten Zeitung vom 3. Oktober 1915 sah, dachte ich spontan an die beiden obigen Aufnahmen, die eindeutig Wilhelm und seinen (namenlosen) Beobachter und MG-Schützen zeigen.

    Aber vielleicht will ich ja auch nur, daß er es ist, der hier auf dem Magazin-Cover verewigt wurde, welches leider im Inhalt der Ausgabe keinen Widerhall findet. Stattdessen wurde eine Version der Aufnahme anderthalb Jahre später (Ausgabe vom 18. Februar 1917) innerhalb des Berichtes "Ein Tag im Fliegerlager" nochmals verwendet. Hier ohne jegliche Kommentierung.

    Ist er es?

    Flugsport
    - Illustrierte technische Zeitschrift und Anzeiger
    für das gesamte Flugwesen -
    (16.02.1916)
    Gemälde mit einer Darstellung (s)einer Otto C.I in vollem Flug.
    Das Werk eines unbekannten Künstlers hing viele Jahre in den Wohnungen Wilhelms.