last update: 22.09.2023 19:34
Senftenberger Anzeiger (August 1906) |
Am 18. August 1906 stieg Wilhelm Hintersatz in den Rang eines Leutnants auf.
Dies war dem Senftenberger Anzeiger eine Notiz wert. Wahrscheinlich hatten alle darin erwähnten Beförderten ihre Wurzeln in Senftenberg und Umgebung. |
||
Zwei Jahre später, am 5. August des Jahres 1908, begeht Oberpfarrer Hintersatz in
Senftenberg sein 25-jähriges Amtsjubiläum.
|
|||
- Senftenberg, 5. August. Der hiesigen Oberpfarre und ihren
Bewohnern ist heute eine große Freude widerfahren - konnten doch
in derselben das 25jährige Amtsjubiläum des Herrn Oberpfarrer
Hintersatz ohne jeden störenden Zwischenfall festlich begangen
werden. Haus und Pforte zeigten am Morgen prächtigen Tannen- und
Girlandenschmuck und gar bald ertönten auch die feierlichen Weisen
eines Ständchens der Stadtkapelle, welche den seltenen Festtag
einleiteten. Von 10 Uhr ab begann die lange Reihe der Gratulanten
vorzusprechen, welche durch überaus zahlreiche Aufmerksamkeiten
den Jubilar zu erfreuen suchten und welche erkennen ließen, wie
großer Hochachtung und Verehrung sich derselbe erfreut. Nachmittags
wird noch ein Festmahl im Gutmann'schen Restaurant folgen und wird
sich erst später eingehend über den Festtag berichten lassen.
|
Senftenberger Anzeiger (Juli 1908) |
||
Zu den Gratulanten, die sich am 5. August die Klinke der Oberpfarre in die Hand gaben, gehörten ...
Vertreter des Magistrats und der Stadtverordneten,
des Gemeindekirchenrates und der Gemeindevertretung, des Schulvorstandes, der Pastoren des Sprengels, der Lehrer der Orts- und Kreisschulinspektion, auch
für die Konfirmanden waren Deputationen erschienen. Grube Ilse sandte als ihren Vertreter Herrn Generaldirektor Schumann. Außerdem kamen noch
Gratulanten und Glückwünsche von nah und fern. Auch wertvolle Geschenke wurden dem Jubilar zu teil, unter anderem eine goldenen Taschenuhr, eine
Standuhr, eine Bronzegruppe, Silbergeräte usw.
Nachmittags fand in den unteren Räumen von Gutmanns Restaurant ein Festessen statt, an dem mehr als 100 Personen teilnahmen. Die Reihe der offiziellen Toaste eröffnete Pastor Dähne für den Gemeindekirchenrat. Es sprachen dann weiter Herr Superintendent Dr. Eisenbeck - Spremberg, Herr Generaldirektor Schumann - Grube Ilse, Herr Privatier Jurisch als Patronatsvertreter, Herr Rektor Bornkamm als Vertreter der Lehrerschaft des Kreisschulinspektionsbezirkes, Herr Rektor Ziemer und Herr Kantor Brähmig - Groß Räschen. Herr Major Höfer und Herr Beigeordneter Jurisch gedachten des Unglücks, von dem Graf Zeppelin betroffen ward. Es wurde sofort von der Versammlung beschlossen, ein Trosttelegramm abzusenden. Da Worte allein aber nichts nützen, sondern Taten, so wurde eine Sammlung veranstaltet, die durch die hochherzige Zusicherung eines Herrn, welcher nicht genannt sein wollte, die stattliche Summe von 5000 Mk. ergab. Diese Summe wurde sofort dem Grafen Zeppelin als Beihilfe zum Neubau eines Luftschiffes zur Verfügung gestellt. Mit diesem schönen Schlußakte schloß die Feier, die sowohl den Jubilar als auch die Gemeinde ehrt. Möge es dem Herrn Jubilar noch recht lange vergönnt sein, am hiesigen Orte und im hiesigen Bezirk seine segensreiche Wirksamkeit auszuüben.
|
|||
Senftenberger Anzeiger (8. August 1908) |
|||
Am 19. Mai 1909 Liste erhält Leutnant Hintersatz die Rettungsmedaille am Bande, eine von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen
gestiftete Auszeichnung, die an Personen verliehen wurde, die unter eigener Lebensgefahr einen anderen Menschen gerettet hatten. Welche Tat konkret zur Verleihung an Wilhelm
Hintersatz führte ist derzeit nicht bekannt.
|
|||
Deutscher Reichsanzeiger
|
Das Ereignis ist auch dem "Senftenberger Anzeiger" eine Nachricht wert...
Senftenberger Anzeiger (Mai 1909)Thorn heißt heute Torun und gehört seit 1920 zu Polen. Die Festungs-Stadt an der Weichsel befand sich damals im Regierungsbezirk Marienwerder, Westpreussen. |
||
Die Abkommandierung zum 2. Westpreussischen Fußartillerie-Regiment Nr. 15, so kann man es der folgenden Notiz entnehmen,
erfolgte bereits zum 1. November 1908...
Militär-Wochenblatt (1908)
|
|||
Zwischenzeitlich in Senftenberg:
Am 4. Januar 1910 wird Oberpfarrer Wilhelm Hintersatz in Senftenberg
der Rote Adlerorden
IV. Klasse verliehen. |
Senftenberger Anzeiger (Januar 1910) |
||
Senftenberger Anzeiger (Mai 1910) |
|||
Daß wir auf obigem Foto keine Spur von Johanna Hintersatz (ich halte das abgebildete
Mädchen, obschon in passendem Alter, nicht für Johanna) erkennen können, dafür mag es mannigfaltige
Gründe geben.
Möglicherweise war sie zu dem Zeitpunkt als der Fotograf auftauchte in der Schule. Hanni wurde 1905 in die Städtische Höhere Mädchenschule an der Senftenberger Ostpromenade, keine Gehminute von der Oberpfarre entfernt, eingeschult. Wie lange sie diese besuchte ist derzeit nicht bekannt. Genauso wenig, ob sie danach in auswärtigen Internaten untergebracht war. |
|||
Deutscher Reichsanzeiger (1. April 1912)
|
Zwischenzeitlich in Küstrin, dem Standort des Bruders:
Unter den Nummern 502 752 und 502 753 lässt Wilhelm
zwei Gebrauchsmuster registrieren...
Der Leutnant macht nebenberuflich in Schmuck, bleibt dabei aber wenigstens teilweise dem Militär treu. Über die Gestaltung der beiden Stücke ist näheres nicht bekannt. |
||
Am 2. Mai 1912 läuteten die Hochzeitsglocken der Deutschen Kirche zu Senftenberg...
Die Protagonisten? Wilhelm Hintersatz jun. und Fräulein Hildegard Cäcilie Schmidt. Die Braut, ihres Zeichens Tochter des Bergwerksdirektors (vermutlich des Senftenberger Ablegers der Halleschen Pfännerschaft) - Paul Schmidt, gerade einmal 19 Jahre alt (geboren am 10. Februar 1893 in Sandersdorf bei Bitterfeld) und der 6 Jahre ältere Wilhelm wurden von keinem geringeren als dem Vater des Bräutigams in den heiligen Stand der Ehe geleitet.
Auszug aus dem Kirchenbuch der Deutschen Kirche zu Senftenberg (Trauungen 1897-1923) |
|||
Senftenberger Anzeiger (10. Mai 1912)Da die zukünftige Frau Hintersatz vermutlich schon einige Zeit in Senftenberg wohnte, liegt die Vermutung nahe, daß dies hier vor Ort passierte.
Ebenso wenig ist bekannt, wie es nach der Hochzeit weiterging. Immerhin sollte
Wilhelms militärische Laufbahn in den folgenden Jahren sehr unstetige Verhältnisse mit
sich bringen. Versetzungen, Manöver und letztlich seine Verwendung während des
1. Weltkriegs führten sicherlich dazu, daß Hildegard im wesentlichen zuhause saß
und auf die Heimkehr ihres Gatten wartete. |
Hildegard Hintersatz
|
||
Im Oktober 1913 erfolgte die Kommandierung Wilhelm Hintersatz' zur
Militärtechnischen Akademie.
Ein "Qualifikationsbericht", der anläßlich dieses Schrittes vom damals zuständigen Regiments-Kommandeur Oberst Kaupert verfasst wurde, lautet folgendermaßen: |
Ist mir noch nicht genügend bekannt geworden. Mein Vorgänger, Oberst Nordbeck, urteilt über ihn wie folgt:
"Mittelgross, schlank, guter Reiter mit viel persönlichem Schneid.
Befindet sich in günstiger pekuniärer Lage, lebt gesellschaftlich.
Bestimmter energischer Charakter. Sehr fleissig und pflichttreu,
arbeitet selbstständig und zielbewusst. Diesem Urteil habe ich nichts hinzuzufügen. |
||
Militär-Wochenblatt (1913)An der Militärtechnischen Akademie belegte Wilhelm unter anderem Kurse in Waffenwesen, Ballistik, Nachrichtentechnik, Flug- und Motorenwesen sowie Vermessung im Felde (Kartografie, Topografie und Fotogrammetrie). Seine Beförderung zum Oberleutnant erfolgte am 17. Februar 1914. Am 10. Juli 1914 Liste wurde Oberleutnant Hintersatz mit dem kaiserlich-russischen Sankt-Stanislaus-Orden ausgezeichnet. Für welche Verdienste er diese Ehrung erhielt ist derzeit unbekannt. |
|||
Am 1. August 1914 erklärte Deutschland Russland den Krieg. Im Laufe des Tages wurde die Generalmobilmachung im Deutschen Kaiserreich ausgerufen.
Der 2. August galt als erster Mobilmachungstag. Deutschland rief den Kriegszustand aus und trat damit aktiv in einen Krieg ein, der als
1. Weltkrieg oder wie die Angelsachsen sagen - "the great war" - in die Geschichtsbücher Eingang fand.
Die Mobilmachung rief Oberleutnant Hintersatz in die Stellung des etatsmäßigen Ordonnanz-Offiziers und zugleich Dolmetscher-Offiziers für Französisch beim
Stab der 9. Infanterie-Brigade.
In dieser Eigenschaft kämpfte ich von Anfang an in der Armee von Kluck bis vor Paris und wieder zurück bis zur Aisne. Im ersten Kriegsjahr 1914 nahm Hintersatz an folgenden Kampfhandlungen auf dem westlichen Kriegsschauplatz teil:
Für Tapferkeit vor dem Feind wurde ich seit August 1914 für das Eiserne Kreuz 2. Klasse vorgeschlagen, welches ich im September [14. September 1914 Liste] erhielt, nachdem ich bei einer für den Generalstab wichtigen Mission zu Pferde, durch einen Schuß in die rechte Seite schwer verletzt worden war. Verwundung am 12. September 1914. | |||
Senftenberger Anzeiger (4. Oktober 1914) |
In den amtlichen Verlustlisten wird die Verletzung
weit weniger dramatisch eingestuft...
Deutsche Verlustlisten. (7. Oktober 1914) |
||
Ende 1914 - nach Wiederherstellung von erster schwerer Verwundung - wurde ich der Inspektion der Fliegertruppen überwiesen, und habe ich in dieser die neu
aufzubauende Abteilung Waffenwesen übernommen, sehr bald aber selbst Flugzeugführer geschult und nach fertiger Ausbildung im Osten einen Spezialapparat geführt.
Den letzten Teil der Passage muß man wahrscheinlich dahingehend interpretieren, daß Hintersatz weniger andere als Flugzeugführer schulte sondern vielmehr selbst als Flugzeugführer
ausgebildet wurde.
Laut rückseitigen Gravierungen auf seinem Flugzeugführer-Abzeichen (6. Februar 1916 Liste) können folgende fliegerische Abschlüsse festgehalten werden:
|
|||
|
Senftenberger Anzeiger (23. Juni 1915) |
||
Und der frischgebackene Hauptmann sorgte kurze Zeit später für Schlagzeilen in der Lokalpresse seiner Geburtsstadt Senftenberg...
Senftenberger Anzeiger (3. August 1915) |
|||
Die Verleihung des Eisernen Kreuzes 1. Klasse
folgte am 12. Dezember 1915 Liste.
Die Auszeichnung geschah aufgrund einer schweren Angriffs- und Kampfhandlung ... als Kommandant eines Doppelrumpf-Kampfflugzeugs.
Senftenberger Anzeiger (18. Dezember 1915)Man erkennt hierauf nämlich eine Otto C.I, ein nur in sehr begrenzter Stückzahl (lt. Wikipedia: 25) produziertes Modell der Münchner "Otto Flugmaschinenfabrik".
Auf dem folgenden Alternativfoto kann man weitere Details ausmachen. |
|||
|
|||
Ist es die Körperhaltung? Die Körpergröße des
"deutschen Fliegeroffiziers" (Wilhelm war nur 1,70m
groß)? Der Schal des "Beobachters"? Oder ist es die
Summe aus allem?
In dem Moment, in dem ich die rechts abgebildete Titelseite der Berliner Illustrirten Zeitung vom 3. Oktober 1915 sah, dachte ich spontan an die beiden obigen Aufnahmen, die eindeutig Wilhelm und seinen (namenlosen) Beobachter und MG-Schützen zeigen.
Aber vielleicht will ich ja auch nur, daß er
es ist, der hier auf dem Magazin-Cover verewigt wurde,
welches leider im Inhalt der Ausgabe keinen Widerhall
findet. Stattdessen wurde eine Version der Aufnahme
anderthalb Jahre später (Ausgabe vom 18. Februar 1917)
innerhalb des Berichtes "Ein Tag im Fliegerlager" nochmals
verwendet. Hier ohne jegliche Kommentierung. |
|||
Flugsport
|
|||